Gedanken zum Osterfest

Ostern ist trotzdem.
Oder gerade deswegen.
Ostern ist trotzdem – trotz russischer Panzer und Kampfbombern in der Ukraine,
trotz unübersehbarer Flüchtlingsströme,
trotz Tausender von Toten,
trotz eines zerstörten Landes.
Ostern ist trotzdem.
Oder gerade deswegen.

In einer generalverschönten, blitzblanken, friedvollen Welt wäre Ostern zwar nicht
überflüssig, aber doch nur das nette Sahnehäubchen auf dem allgemeinen Glück, wie wir es über Jahrzehnte genossen, weil wir in sehr glücklichen Zeiten lebten, die offenbar auf lange Sicht nicht wiederkehren.
Die Schatten werden länger – die Zeiten härter und unbarmherziger.
Wir haben geglaubt, die Geschichte würde es auf ewig mit uns gut meinen.
Aber so ist es nicht. Und darum wird Ostern zu einer Notwendigkeit. Ohne Ostern wäre die Weltgeschichte nur die monströse Anhäufung von Zerstörung, Leiden, Sterben, Verzweifeln
– eine sinnlose Keilerei aller gegen alle.

Ich habe keine tröstlichen Gedanken angesichts der gegenwärtigen Weltlage. Auch der christliche Glaube hat sie nicht im Gepäck. In dieser Welt wird leider nicht alles gut – das mussten Menschen zu allen Zeiten erfahren und durchleiden. Ich weiß nur: Ostern ist trotzdem und gerade darum.

Ostern lässt sich von keiner Macht aus der Welt verdrängen, denn der Stein vor dem Grab ist weggewälzt.
Denn Jesus ist auferstanden!
Ostern hat sich schon ereignet und ereignet sich immer wieder neu!
Und darum: wenn auch in dieser Welt nicht alles gut wird, Ostern eröffnet eine Perspektive, die uns leben lässt und die uns hoffen lässt, dass Gott diese Welt nicht aufgibt, um seines Sohnes Willen, den er aus dem Tod gerettet hat!

Ich wünsche Ihnen und allen, die Ihrem Herzen nahe sind, ein trostvolles und ermutigendes
Osterfest.

Ihr
Georg Späh,
Pastor in Gelsenkirchen (ehemals Geistlicher Beirat des Familienbundes im Bistum Essen)